Verein

Historie/Chronik

Die Turngemeinde 1861 e.V. Mainz-Gonsenheim wurde am 6. Oktober 1861 gegründet.

Entscheidende Impulse zur Gründung von Turnvereinen brachten die politische Ereignisse 1859. Zu den über 1000 Turnvereinen, die allein in den Jahren von 1860 bis 1862 ins Leben gerufen wurden, gehört auch unsere Turngemeinde. Zu den Gründern zählten 2 Männer vom Mainzer Turnverein 1817 und weitere 5 Männer aus Gonsenheim. Diese sorgten für die 1. Generalversammlung, datiert auf den 9. Oktober 1861, bei der man 46 eingeschriebene Mitglieder begrüßen konnte.

27. Juli 1862

27. Juli 1862

Erwerb des ersten Turnplatzes.

Vereinsfahne wird geweiht.

Mai 1864

Vereinsfahne wird geweiht.

1868

1868

TGM schickt einen Vertreter zum Turntag nach Hanau.

Der TGM wird durch den Großherzog das Korporationsrecht verliehen (Körperschaft, juristische Personen des bürgerlichen oder öffentlichen Rechts).

Sept. 1878

Der TGM wird durch den Großherzog das Korporationsrecht verliehen (Körperschaft, juristische Personen des bürgerlichen oder öffentlichen Rechts).

Jetzt Newsletter abonnieren!

Ihr erfahrt in unserem Newsletter die wichtigsten Informationen und Termine rund um die TGM. 

Die Geschichte der Turngemeinde

(In Anlehnung an den Bericht aus der Festschrift des 125-jährigen Jubiläums der TGM (1986), geschrieben von Walter Habermehl)

Im Rahmen unseres Festbuches soll, wie vor 25 Jahren anlässlich unseres 100-jährigen Jubiläums, die Vereinsgeschichte aufgezeigt und für die kommende Generation erhalten werden.

Das Jahn’sche Turnen war von seinen Anfängen an politisch akzentuiert und motiviert, politisch im ursprünglichen Sinne als Erziehungsarbeit für das Gemeindewesen und für den Staat. Das war vor 175 Jahren. Man kommt nicht umhin, Jahns Turnen um 1811 als Wehrertüchtigung zu werten. Damit war keineswegs die ganze Breite Jahn'schen Turnens erfasst. Zu seinem "vaterländischen Turnen" das die wesentlichste Form seiner Volkstumsidee war, gehörten schon damals Wanderungen, Feste und Feiern zur Erinnerung an historisch bedeutsame Ereignisse, die von ihm geschaffene Turnsprache und das "öffentliche Betreiben von Leibesübungen", wie Jahn den Turnbetrieb charakterisierte. Der Turngedanke machte sich in deutschen Landen breit, doch die herrschenden Fürsten und Könige samt ihren Regierungen bereiteten vielerlei Schwierigkeiten. Sicher hat dazu auch die Intoleranz eines kleinen Kreises Berliner Turner beim Wartburgfest am 18. Oktober 1817 und anderen Ereignissen beigetragen. Die Turnsperre wurde 1820 verhängt und über zwei Jahrzehnte durchgesetzt, aber der preußische König Friedrich Wilhelm IV. erklärte in einer Kabinettsorder 1842 die Leibesübungen zu einem notwendigen Bestandteil der männlichen Erziehung. Damit wurde die "Turnsperre" in Preußen und bald auch in unserer Heimat aufgehoben. 1848 tauchte auch bei uns in Gonsenheim der Gedanke auf, einen Turnverein zu gründen. Männer aus der Bürgerwehr, die von der Gemeinde uniformiert und bewaffnet wurden, um die Ordnung innerhalb unseres Ortes zu schützen, gehörten dazu. Erst als sich die politischen Wogen wieder geglättet hatten und im Land wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt waren, löste man die Bürgerwehren auf. Die ehemaligen Mitglieder, die auch für die Folge einen Zusammenhalt suchten, erwogen daher eifrig und in langen Sitzungen die Gründung eines Turnvereins. Es gab zu viele, so berichten uns alte Aufzeichnungen, die nur kommandieren und zu wenige, die mitarbeiten wollten. So gingen die Bestrebungen zur Gründung in den politisch bewegten Jahren um 1848/49 resultatlos aus. Zahlreiche Turnvereine, die um diese Zeit gegründet wurden, lösten sich wieder auf, weil sie sich an dem gescheiterten Versuch beteiligten, auf freiheitlicher Grundlage einen Verfassungsstaat zu schaffen.

Entscheidende Impulse zur Gründung von Turnvereinen brachten die politischen Ereignisse 1859, die eine Welle nationaler Begeisterung auslösten (100. Geburtstag von Friedrich Schiller, Zurückweisung französischer Hegemonialbestrebungen), und das 1. Deutsche Turnfest, das am 17. und 18. Juni 1860 in Coburg stattfand. Zu den über 1000 Turnvereinen, die allein in den Jahren von 1860 bis 1862 ins Leben gerufen wurden, gehört auch unsere Turngemeinde. Sie wurde am 6. Oktober 1861 gegründet. Zu den Geburtshelfern zählten zwei Turner vom Mainzer Turnverein 1817. Zu den Gründern unserer Turngemeinde gehörten Philipp Becker, Leonhard Danger, Johann Schuth, Michael Seib und Carl Vogt. Sie sorgten auch für die erste Generalversammlung am 9.10.1861, bei der man 46 eingeschriebene Mitglieder begrüßen konnte.

Für ein Jahr übernahm Carl Vogt die Vereinsführung. Zum Vorstand gehörten noch Turnwart, Schriftwart, Säckelwart, Zeugwart und 2 Beiräte. Ob alle unsere Gründer auch im Vorstand vertreten waren, ist uns nicht überliefert. Am 13. Oktober 1861 wurden bereits die ersten Turngeräte aufgestellt, und am 18. Oktober gab man der neugegründeten TGM mit großen Freudenfeuern auf dem Finther- und dem Draisberg die Weihe.

Am 2. Weihnachtsfeiertag des Gründungsjahres hielt man den ersten Turnerball im Saal des Herrn Zoppi ab. Der 26. Dezember war in über 100 Jahren im Veranstaltungskalender als Tanzabend und später als Stiftungsfesttag ein fester Begriff, es war ein Tag der großen TGM-Familie. Bereits am 27. Juli 1862 feierten alle Gonsenheimer Vereine zusammen mit 15 Turnvereinen aus den Nachbargemeinden die Einweihung unseres ersten Turnplatzes. Er lag an der Schulstraße unterhalb der früheren Turnerstraße, heute Hermann-Ehlers-Straße.

Der erworbene Platz gab nun die Möglichkeit einen geregelten Turnbetrieb anzubieten. Dies brachte eine stete Aufwärtsentwicklung und wachsende Mitgliederzahlen. Die erste Vereinsfahne wurde im Mai 1864 geweiht. Johann Schuth hatte 1862 die Vereinsführung übernommen. Unsere Jugend- und Männerriegen besuchten viele Turnfeste in der näheren Umgebung. 1868 schickte die Turngemeinde erstmals einen Vertreter zum Turntag nach Hanau. Im gleichen Jahr wurde in Weimar die deutsche Turnerschaft gegründet, der auch die Turner aus Österreich beitraten. Großer Beliebtheit erfreuten sich in dieser Zeit unsere Turnfahrten, an denen sich nahezu alle Mitglieder beteiligten.

Während des Krieges 1870/71 betätigten sich unsere Turner im Sanitätsdienst, sammelten 7 Wagen Lebensmittel, 10 Kisten Verbandszeug, 7 große Fässer Kleidungsstücke und noch 500 Gulden bares Geld. Zwei Mitglieder, Josef Hofem und Jakob Wocker, verloren in diesem Krieg ihr Leben.

Organisationstalent bewiesen unsere Vorfahren 1872 und 1876, als sie an jeweils zwei Tagen für eine ordentliche Ausrichtung von Bezirksturnfesten in Gonsenheim sorgten. Beiden Veranstaltungen wird ein prächtiger Verlauf nachgesagt. Mit der Gründung einer Gesangsriege gegen Ende des Jahres 1876 innerhalb unseres Vereines entsprach man den Wünschen vieler Mitglieder.

Durch den Großherzog wurde im September 1878 der Turngemeinde das Korporationsrecht verliehen (Körperschaft, juristische Personen des bürgerlichen oder öffentlichen Rechts).

 

Außerdem wurden in diesem Jahre erstmals Pläne zur Errichtung einer Turnhalle diskutiert. Die Gemeinde sollte den Platz stellen und die Turngemeinde den Bau realisieren. Als Gegenwert für den Platz sollte die Turnhalle bei Epidemien oder Kriegszeiten der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Die Pläne kamen aber nicht zur Ausführung, weil die Gemeinde den Platz nicht gestellt hatte.

Das 25jährige Vereinsjubiläum wurde am 17. und 18. Juni 1886 unter Beteiligung aller Ortsvereine und der gesamten Bevölkerung würdig begangen. Am 6. Januar 1887 wurde Johann Schuth für seine 25jährige Tätigkeit als Vorsitzender geehrt. In Anerkennung seiner großen Verdienste wurde er einstimmig zum Ehrenpräsidenten gewählt. Franz Becker XXI. übernahm 1887 das Amt des Vorsitzenden.

Um bei dem steten Wachsen des Vereins einen geregelten Turnbetrieb aufrechtzuerhalten, machte man sich immer wieder Gedanken über einen Turnhallenbau. Neue Vorschläge wurden in den Generalversammlungen 1889 und 1891 ohne sichtbaren Erfolg diskutiert, und erst 1895 nahm das Projekt eines Turnhallenbaues durch die Wahl einer Baukommission feste Formen an. Das Vereinsleben blühte um die Jahrhundertwende. Die Turnfeste wurden von einer größeren Aktivenschar besucht. Außerdem beteiligte sich die Turngemeinde an den Veranstaltungen der Gonsenheimer Ortsvereine mit turnerischen und gesanglichen Darbietungen. Die Chronik berichtet von Veranstaltungen der Männergesangvereine Cäcilia, Einigkeit, Heiterkeit, der Feuerwehr, des damaligen Kriegervereins und des Vereins „Radsport". Die Gesangsriege veranstaltete ein Wohltätigkeitskonzert zugunsten der Kinderbewahranstalt, das einen guten Verlauf hatte. 1899 wurde eine zweite Vereinsfahne geweiht. Die Mitgliederzahl weist in dieser Zeit einen Bestand von 145 inaktiven Turnern, 19 aktiven Turnern und 17 Zöglingen aus.

Das im Jahre 1901 gefeierte 40jährige Bestehen konnte mit dem 25jährigen Bestehen der Gesangsriege zusammen begangen werden. Die auf Veranlassung des Fechtwartes Peter Bruder 1905 gegründete Fechtriege trat erstmals in der Öffentlichkeit auf und fand mit ihren Darbietungen großen Beifall. Endlich, im September 1906, konnte dem zwischen Gemeinderat und Vorstand besprochenen Platzaustausch zugestimmt werden, nach dem der alte Turnplatz gegen einen Bauplatz an der Ecke Kirchstraße/Kaiserstraße (heute Breite Straße) eingetauscht wurde. Der Bau einer Turnhalle war somit, nachdem ein geeigneter Platz zur Verfügung stand, endgültig beschlossen.

Im Dezember 1907 verstarb der 1. Vorsitzende Franz Becker XXI., der 21 Jahre der Turngemeinde vorgestanden hatte. An seine Stelle trat sein langjähriger Stellvertreter Franz Krollmann. Die Generalversammlung wählte 1909 den in Turnerkreisen weit bekannten Siegmund Werum zum 1. Vorsitzenden. Dieses Amt wurde von ihm bis 1924 bekleidet. Der Turnbetrieb nahm in diesen Jahren einen weiteren Aufschwung.

Endlich konnte am 17. Oktober 1909 der Grundstein zum Bau der Turnhalle gelegt werden, die nach dem Plan des Architekten Jakob Secker erstellt wurde. Am 17. Juli 1910 wurde die neue Turnhalle unter Beteiligung sämtlicher Ortsvereine sowie der Spitzen der Behörden und der Turnerschaft eingeweiht. In der Chronik heißt es: "Die Halle stellt sich als ein prächtiger in den grünen Wald eingebetteter Bau dar, der Bauherr und Baumeister zur Ehre gereicht." Nach dem Bericht der Generalversammlung (Mainzer Anzeiger 27.6.1911) kostete die Turnhalle 57.000 Goldmark, die Schulden betrugen 32.000 Goldmark, und das Reinvermögen wurde mit 24.645 Goldmark ausgewiesen. Ebenso ist dort vermerkt, dass sich die TGM mit 150 Mitgliedern am Gauturnfest in Finthen beteiligte.

 

 

Bei dem Weihnachtsball des gleichen Jahres stellte sich zum ersten Mal die neugegründete Damenriege unter der Leitung des Bezirksturnwarts Vinzenz Datz vor, und sie fand trotz mancher Anfechtung von außen mit den gezeigten Darbietungen gebührende Anerkennung.

Durch die nun zur Verfügung stehende Halle konnte auch ein geregelter Übungsbetrieb aufgenommen werden, was sich nicht zuletzt auf eine stets wachsende Turnerschar auswirkte. So beteiligten sich z. B. beim Feldbergfest 1911 rund 60 aktive Turnerinnen, Turner und Fechter, und es wurden 1 Musterriegenpreis in der 1. Stärkeklasse von den Turnern, je 1 Ehrentafel von den Turnerinnen und Fechtern sowie 13 weitere Einzelpreise errungen. Mit diesen stolzen Erfolgen ging die Turngemeinde in das Jubiläumsjahr, und im Juli desselben Jahres wurde das 50jährige Bestehen des Vereins gefeiert. Während des Festverlaufes gab es einen Fackelzug, einen Kommers, ein Festessen, einen Festzug, ein Jubiläumskonzert und einen großen Schlussball. Vor der eigentlichen Festwoche fanden ein Wetturnen und ein Preisturnen statt. Es standen nach 50jähriger Vereinstätigkeit 360 Mitglieder in den Reihen der Turngemeinde, und somit nahm sie einen der ersten Plätze in der damaligen hessischen Turnerschaft ein. Am Jahresende, so berichtet der Mainzer Anzeiger am 20.12.1911, zählte die TGM 400 Mitglieder.

Diese erfolgreiche Entwicklung wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges jäh unterbrochen. Der Turnbetrieb wurde eingestellt. Die Jugend des Vereins musste in den Krieg ziehen, 29 junge Turner blieben im Felde. Die Kriegs- und Nachkriegsjahre und nicht zuletzt die von der französischen Besatzungstruppe auferlegten Maßnahmen machten ein Vereinsleben unmöglich. Umso höher ist es zu werten, dass sich 1919 die ehemaligen Fechter unter Leitung von Turnbruder Josef Eduard Andres zusammenfanden und das Vereinsleben wieder neu belebten. Bald fand man sich auch in den übrigen Abteilungen zusammen, und es konnte wieder ein geregelter Turnbetrieb aufgenommen werden. Durch die damalige Besatzungsmacht war es zwar den Turnern nicht erlaubt, an Turnfesten im besetzten Gebiet teilzunehmen, doch wagemutige und beherzte Männer schwammen 1923 mit der „Vier F"-Fahne durch den Rhein, um am ersten Deutschen Turnfest nach dem Kriege in München teilnehmen zu können.

Im Jahre 1924 übernahm Josef Datz, der nach dem 2. Weltkrieg lange Jahre unser Ehrenpräsident war, mit viel Geschick und Initiative den Vorsitz des Vereins. Unser Wirtschaftsbetrieb, der seit dem Turnhallenbau von unseren Mitgliedern selbst durchgeführt wurde, erfuhr durch Josef Datz eine Neuorganisation und einen derartigen Aufschwung, dass man das benachbarte Wohnhaus käuflich erwerben konnte. Der Plan einer Turnhallenerweiterung, mit dem man sich damals schon befasste, musste aus vielerlei Gründen zurückgestellt werden.

1933 nahmen unsere Turnerinnen und Turner am Deutschen Turnfest in Stuttgart teil, von dem sie ausnahmslos als Sieger zurückkehrten. Ebenso wurde der Besuch des Gauturnfestes 1935 in Saarbrücken, mit dem Turnerehepaar Schlink als Übungsleiter unserer Turnerinnen und Turner, für alle Beteiligten ein voller Erfolg.

1936 feierte die Turngemeinde ihr 75jähriges Jubiläum. Am 5.7. fand eine Totenehrung unter Mitwirkung der Gonsenheimer Gesangvereine statt. Es wurden Wettkämpfe ausgetragen, aus denen als Sieger u. a. Josef Becker, Michael Appel, Walter Braum und Walter Becker hervorgingen.

Bei den Turnerinnen siegten Lulu Korn, Lore Kreppe!, Martha Braum, Käthi Haldy und Liesel Kreppe! unter weiteren Teilnehmerinnen. Kunstturnriegen zeigten Leistungsturnen beim Festkommers. Am Festsonntag bewegte sich ein Festzug durch die bunt geschmückten Straßen Gonsenheims.

1934 übernahm Alois Möbius die Geschicke unserer Turngemeinde. Die Olympischen Spiele in Berlin 1936 lösten eine große Begeisterung für Leibesübungen aus und viele neue aktive Mitglieder traten dem Verein bei, vor allem zahlreiche Jugendliche. So konnte die TGM zu dem 2 Jahre später stattfindenden Deutschen Turnfest in Breslau wiederum eine starke Aktivenschar entsenden. Diese stete Aufwärtsentwicklung innerhalb des Vereins wurde jedoch durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 wiederum unterbrochen. Die Turnhalle wurde auf höhere Anordnung beschlagnahmt, der Turnbetrieb musste erneut eingestellt werden. Das Mobiliar wurde zum größten Teil ausgelagert, die Halle diente zunächst als Stroh- und Getreidelager und wurde später der Kleiderfabrik Brunn KG als Arbeitsstätte zur Verfügung gestellt. Die Jugendturnerinnen und -turner beteiligten sich bei den Übungsstunden benachbarter Vereine oder konnten zeitweise die Schulturnhalle als Übungsstätte benutzen. Dieser Idealismus wurde durch die erfolgreiche Teilnahme unserer Jugendturner bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 1944 in Prag belohnt, dort konnte ein 7. Platz errungen werden. Bedingt durch die folgenden Kriegsereignisse konnten jedoch auch die Übungsstunden der Jugendturner bald nicht mehr durchgeführt werden.

Nach dem 1945 zu Ende gegangenen Krieg beklagte die Turngemeinde 29 Opfer auf dem Felde und 9 Opfer in der Heimat, 4 weitere Turner blieben vermisst.

Die allgemeine Not- und Zwangslage nach dem Zusammenbruch ließ jegliches Vereinsleben ersterben, zumal alle Zusammenschlüsse in Vereinen und jeglicher Sportbetrieb von der Militärregierung verboten wurden.

Das Verbot wurde 1946 gelockert, indem nunmehr wieder sporttreibende Vereine zugelassen wurden mit der Einschränkung, dass in Orten unter 20.000 Einwohnern nur ein Verein bestehen durfte.

Um allen sportbegeisterten Bürgern und vor allem der Jugend die Möglichkeit zur Ausübung ihres Sports zu geben, schloss sich die Turngemeinde 1861 mit dem Sportverein 1919 im Jahre 1946 unter dem Namen Sportgemeinde zusammen. Den Vorsitz führte in dieser Zeit Eduard Möbius. Außer den gegebenen Sportmöglichkeiten war durch die Existenz dieses Vereins auch die Gewähr gegeben, die vorhandenen Geräte, den Turnplatz, die Turnhalle und das Wohnhaus zu erhalten.

Auf die Dauer jedoch gingen die Bestrebungen der einzelnen Abteilungen auseinander, und der Zusammenschluss konnte nicht länger aufrechterhalten werden. Mit der Gründung des Rheinhessischen Turnerbundes im Sommer 1949 in der Turnhalle der Turngemeinde fiel die einschränkende Anordnung der Besatzungsmacht weg, so dass man bestrebt war, die Turngemeinde in ihrer ursprünglichen Form wieder erstehen zu lassen. Auf Grund ministerieller Entscheidung war die Turngemeinde 1861 nicht aufgelöst und nach wie vor als Korporation beim Regierungspräsidium eingetragen. Auf Beschluss einer Mitgliederversammlung erfolgte im gegenseitigen Einvernehmen die Trennung zwischen Turnern und Fußballern. Zum 1. August 1950 war somit die Turngemeinde wieder selbständig. Alois Möbius übernahm wieder die Vereinsführung. Die Leichtathleten und die damals bestehende Handballabteilung verblieben in der Turngemeinde. Der Turnbetrieb wurde in vollem Umfang aufgenommen, die Übungsstunden erfreuten sich eines starken Zuspruchs.

Nachdem von alliierter Seite das Sportfechten wieder genehmigt war, gründete sich unter Leitung des bewährten Fechters Josef Eduard Andres am 30. September 1950 die neue Fechtabteilung.

Am 29. und 30. September und am 1. Oktober 1951 wurde das 90jährige Bestehen der Turngemeinde gefeiert. Ein Fackelzug mit anschließendem Festkommers unter Beteiligung aller Ortsvereine leitete die Feierlichkeiten ein, die mit Festgottesdiensten, Totenehrung, einer Turn- und Sportwerbeschau und einem Festakt mit der Festrede des Kulturwartes des Deutschen Turnerbundes, Pfarrer Karl Drewer, weitergeführt wurden. Den Abschluss der frohen Tage bildete ein Festball. Das gesamte Vereinsleben wurde aktiviert, und mit Erfolg wurden die verschiedenen Bergfeste sowie die Landesturnfeste des Rheinhessischen Turnerbundes 1950 in Wöllstein und 1952 in Guntersblum besucht. Die Teilnahme am deutschen Turnfest 1953 in Hamburg dürfte auch noch allen Teilnehmern in guter Erinnerung sein. Im Frühjahr 1954 war die Turngemeinde mit der örtlichen Ausrichtung der deutschen Waldlaufmeisterschaften beauftragt, die sie vorbildlich durchführte. Philipp Becker als Vereinstrainer leitete damals unsere über 100 Mitglieder zählende Leichtathletikabteilung, und Georg Göbig führte unsere Kunstturner weit über die Landesgrenzen hinaus von Sieg zu Sieg.

Eine besondere Aufgabe sah die Turngemeinde schon immer in der Pflege des Kinderturnens. Die ständig wachsende Kinderschar stellte immer größere Anforderungen an Vorstand und Betreuer. Außer einer Schar treuer Helfer waren es besonders Frau Trude Haas und das Turner- und Sportlehrerehepaar Gräber, die sich vor allem dieser Aufgabe widmeten.

Unsere Ski-Abteilung wurde gegründet, und viele Mitglieder beteiligten sich an den Ski-Lehrgängen in Österreich und Italien.

Karl Müller, Adolf Krause, Oskar Schneider, Richard Häuser, Richard Piemont und Walter Habermehl unterstützten den Landes-Skiwart Konrad Schuller bei der Ausrichtung und Leitung der Ski-Freizeiten des Rheinhessischen Turnerbundes.

Der Wunsch, die den Erfordernissen nicht mehr entsprechende Halle zu vergrößern, war wieder in greifbare Nähe gerückt. Der Umbau konnte noch im Jahre 1955 in Angriff genommen und soweit zum Abschluss gebracht werden, dass bereits die Weihnachtsveranstaltungen in der vergrößerten Halle durchgeführt werden konnten. Neben der Vergrößerung der Turnhalle zur Jahnstraße hin wurde hauptsächlich ein großer Bühnenraum mit den erforderlichen Nebenräumen geschaffen. Der große Keller fand als Trainingsraum für kleinere Abteilungen sowie als Bierkeller Verwendung. Der Einbau einer Heizungsanlage, der Umbau der Garderobe sowie die Neuschaffung der Wirtschaftsräume mit dem Ausschank für die Bewirtung bei Veranstaltungen fallen ebenfalls in diesen Bauabschnitt. Die modernisierten Toilettenanlagen und die später fertig gestellten Duschräume trugen dazu bei, dass die Turnhalle den schon lang gehegten Wünschen nach einer modernen und großräumigen Übungsstätte gerecht wurde. Um einen geregelten Turnbetrieb vor allem bei Kindern und Jugendlichen durchzuführen, wurde im Sommer 1955 der Turner Gerhard Kneschke hauptamtlich als Turnwart eingestellt und zusätzlich als Hausmeister eingesetzt. Der Gedanke, eine Hausfrauen-Abteilung und eine Riege der älteren Herren ins Leben zu rufen, konnte in dieser Zeit auch verwirklicht werden. In Verbindung mit den bestehenden Abteilungen, bei denen die im Laufe der Zeit noch hinzugekommenen Ski-, Tischtennis- und Basketball-Abteilungen zu erwähnen sind, wurde die Arbeit der Turngemeinde auf eine Basis gestellt, die es jedem Mitglied gestattete, nach den persönlichen Neigungen Sport zu betreiben.

 

Fünf nationale Leichtathletiksportfeste (1953-1957) richtete unser Verein auf dem Waldsportplatz an der Kapellenstraße aus. Diese Veranstaltungen haben mit dazu beigetragen Gonsenheim weit über den engeren Heimatbereich hinaus bekanntzumachen.

Das Landesturnfest 1955 in Wöllstein wurde von einer großen Aktiven- und Anhängerschar besucht. Alle Teilnehmer kehrten als Sieger zurück. Die Turngemeinde 1861 gehörte zu den eifrigsten Vereinen im Rheinhessischen Turnerbund. Deshalb wurde auch das Landesturnfest 1957 nach Gonsenheim vergeben und unserer Turngemeinde die örtliche Ausrichtung übertragen. In unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden wurden die besten Voraussetzungen für ein gutes Gelingen geschaffen. Ein riesiges Festzelt wurde am Rande des Festgeländes an der Krimm aufgeschlagen und die Sportstätten auf dem ehemaligen Miltärübungsplatz hergerichtet. Auf unserem Turnplatz (heute Parkplatz) fanden die feierliche Eröffnung und die Weihe des Rheinhessen-Banners statt. Die Fahnen des Bürgerturnvereins Luzern und der Turngemeinde 1861 standen dazu Pate. Bei sengender Hitze wurden die Wettkämpfe und der Festzug durch die Gonsenheimer Straßen durchgeführt. Unsere Spitzenturner Fred Heis, Karl Mumm und Ferdi Becker trugen das neue Banner des Rheinhessischen Turnerbundes. Unsere Gäste aus der Schweiz, unter Leitung von Weltmeister Sepp Stalder, waren ebenso wie unsere rheinhessischen Turnerinnen und Turner voll des Lobes über das gastfreundliche Gonsenheim.

1958 fand das Deutsche Turnfest in München statt, das noch vielen unserer Aktiven in guter Erinnerung ist.

Auf dem westlichen Teil unseres Turnplatzes wurde 1958 das Turnerheim des Rheinhessischen Turnerbundes gebaut. Im Januar 1959 wurde das Haus seiner Bestimmung übergeben. Den Grund und Boden hatte die Turngemeinde dem Rheinhessischen Turnerbund nach dem Erbpachtrecht kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Lehrgangsarbeit des RhTB konnte aufgrund des Schulungsheimes verstärkt werden. Wir Gonsenheimer profitieren von der Nähe des Lehrgangsortes.

1959 beteiligten wir uns am Sternstaffellauf des Deutschen Turnerbundes nach Frankfurt/Main zur Einweihung der Deutschen Turnschule.

Vom 6. - 10. August 1959 fand das 6. Bundesalterstreffen des DTB in der Landeshauptstadt Mainz statt, das von den Männern und Frauen des Turngaues Mainz organisiert wurde. Sie bereiteten den 5000 Teilnehmern festliche Stunden.

Mit einer großen Schar von Turnerinnen und Turnern nahmen wir 1960 in Alzey am Landesturnfest des Rheinhessischen Turnerbundes teil.

"Ganz Gonsenheim feierte mit seinen Turnern", so berichtete die Allgemeine Zeitung über unser 100jähriges Jubiläum, das vom 10. Juni - 3. Juli 1961 stattfand.

Zu den Höhepunkten gehörten die Jubiläumsturniere der Fecht- und Tischtennisabteilung, die Dankgottesdienste in der katholischen und evangelischen Kirche von Gonsenheim, das Totengedenken, die akademische Feier mit der Festansprache des Kulturwartes des Deutschen Turnerbundes, Turnbruder Karl Drewer, Hamm, der Festzug unter Beteiligung aller Ortsvereine durch die mit Grün und Fahnen geschmückten Straßen von Gonsenheim, der Festkommers mit der August-Held-Riege und den Gonsbachlerchen, das Schauturnen mit Olympiasieger Helmut Bantz und Dr. Ing. Mosami Ota und nicht zuletzt der Frühschoppen zum Ausklang des Festes am 3. Juli 1961. Anlässlich des Jubiläums wurde unserer Turngemeinde die silberne DLV-Plakette und das Fahnenband des DTB für einhundertjährige Vereine überreicht. Der rührige Vorsitzende Alois Möbius wurde mit der Ehrenurkunde des DTB ausgezeichnet.

Besondere Anerkennung fanden das Wirken des Wirtschaftsausschusses unter Leitung von Karl Schuth, der Einsatz von Trude Haas für ihre Frauenabteilung und das Engagement von Walter Stern als Kassenwart. Unsere Festschrift zum 100jährigen Bestehen fand bei allen Festbesuchern Anklang und Lob.

In den 60er Jahren arbeiteten Vorstand, Wirtschaftsausschuss und die Abteilungen harmonisch und erfolgreich zusammen. Zu den gut besuchten Familienfesten zählte bis dahin unser Stiftungsfest am 2. Weihnachtsfeiertag, unter Mitwirkung aller Abteilungen und des Männergesangvereins „Cäcila".

Die Kinder-, Gau- und Landesturnfeste wurden regelmäßig besucht. Fechter, Tischtennisspieler und Leichtathleten waren oft zu Wettkämpfen unterwegs. Unser Verein unterstützte alle Aktivitäten im sportlichen Bereich mit ideellen und finanziellen Mitteln. 1963 fuhren wir zum Deutschen Turnfest nach Essen und konnten viele Turnfestsieger feiern.

Die Judo-Abteilung wurde 1966 gegründet, nachdem unser Verein die notwendigen Voraussetzungen dafür geschaffen hatte. Die Abteilungsleitung übernahm Jürgen Krämer.

Die Ballettabteilung wurde 1967 ins Leben gerufen. Erste Abteilungsleiterin war Inka Erlenbruch.

Nach 34jähriger Vereinsführung von Alois Möbius wählte die Jahreshauptversammlung 1968 Walter Becker zum neuen Vorsitzenden unserer Turngemeinde. Gemeinsam begleiteten sie die über 50 Turnerinnen und Turner zählende Vereinsmannschaft, zu der auch unsere Fechterinnen und Fechter gehörten, zum Deutschen Turnfest nach Berlin.

Das gute Abschneiden unserer Wettkämpferinnen und Wettkämpfer, das gemeinsame Vereinsturnen und die festlichen Abende sind noch vielen von uns in freudiger Erinnerung.

Walter Becker baute mit großem Engagement das solide, sportliche und finanzielle Fundament unserer Turngemeinde weiter aus.

"110 Jahre Turnen, Sport und Spiel" feierten wir vom 17. - 24. Oktober 1971. Unsere Fahne von 1899 konnte durch Spenden unserer Ehrenmitglieder restauriert werden. Im Rahmen einer Feierstunde wurde sie unserem Fahnenträger übergeben.

 

1971 wurde die Badminton-Abteilung durch Horst Berlit und Dieter Beysiegel und 1973 unsere Tanzsport-Abteilung durch Helmut Brandmüller gegründet.

Nach reiflichen und planvollen Überlegungen kam es 1972 zum Bau unserer Gymnastikhalle.

 

Sie wurde am 13. Januar 1973 feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Stadt und Land steuerten im Rahmen des „Goldenen Planes" einen Teil dieser Baukosten bei. Auch hier wurden, wie bei unserem Turnhallenumbau 1956, viele ehrenamtliche Stunden von unseren Mitgliedern geleistet, um die eigene Finanzierung nach besten Kräften zu unterstützen. Auch in der Turnhalle wurden weitere Modernisierungsmaßnahmen vorgenommen. Glasbaufenster wurden eingesetzt, der Ausschank an die Rückseite der Turnhalle verlegt und eine neue Heizungsanlage für die erweiterten räumlichen Verhältnisse installiert.

Hier zeigte sich die organisatorische Stärke unseres Vorsitzenden Walter Becker, der zu der erfolgreichen Durchführung dieser Projekte viele Verhandlungen und Gespräche führte.

1973 fuhr nur eine kleine Gruppe aktiver Turner zum Deutschen Turnfest nach Stuttgart, während wir 5 Jahre später zum Turnfest in Hannover eine größere Gruppe aktiver Sportler entsenden konnten.

Mit der Gründung der Volleyball-Abteilung 1975 und der Jazztanz-Abteilung 1976 wurde die sportliche Angebotspalette unserer Turngemeinde erneut erweitert.

Mit unserer 1973 gebauten Gymnastikhalle hatte die größte Vorortgemeinde von Mainz einen repräsentativen Raum, der in Verbindung mit unserer Turnhalle immer stärker auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt wurde. Inzwischen wurden in anderen Stadtteilen Bürgerhäuser gebaut. Auch in Gonsenheim wurde über die Errichtung eines Bürgerhauses und deren Bau- und Folgekosten, die unsere Stadt Mainz belasten würden, diskutiert. Das Bauprojekt kam nicht zur Ausführung.

In Verhandlungen mit der Stadt Mainz wurde erreicht, dass unsere Turnhalle gründlich renoviert und modernisiert wurde.

Durch einen mit der Stadt Mainz abgeschlossenen Vertrag erhielt unsere Turnhalle eine bürgerhausähnliche Funktion für Gonsenheim und seine Vereine.

In diesem Zusammenhang wurde ein Anbau mit verschiedenen kleineren Räumlichkeiten erstellt.

Durch diese Modernisierungsarbeiten wurde die Funktionsfähigkeit unserer Turnhalle den damaligen Verhältnissen angepasst.

 

 

Unserem Vorsitzenden Walter Becker, der mit Energie und Einsatzbereitschaft in der Umbauphase die Interessen des Vereins vertrat, sei hierfür herzlich gedankt.

Am 29. und 30. September 1978 wurde unsere Turnhalle als "Ersatzbürgerhaus" von Gonsenheim eingeweiht. Mit einem beachtlichen Zuschuss der Stadt Mainz wurde unsere Turnhalle zu einem Schmuckstück als funktionsfähige Veranstaltungsstätte für unsere Vorortgemeinde Gonsenheim.

Im Laufe des Jahres finden hier unsere vereinseigenen Veranstaltungen, wie die Leistungsschau unserer Kinder und Jugendlichen in der Vorweihnachtszeit, die Herbstweinprobe und die Fastnachtssitzung der Gymnastikabteilungen, unter der Leitung von Katharina Eisinger, statt.

Um den vielen ehrenamtlichen Helfern und den Mitgliedern unseres Vereins ein preiswertes Urlaubsziel anbieten zu können, entschloss sich der Vorstand im Jahre 1980, ein Haus im Allgäu zu erwerben. Inzwischen haben schon viele Mitglieder dieses Ferienangebot genutzt und erholsame Tage in Vorderburg verbracht.

Studienreisen in verschiedene europäische Länder gehören seit Jahren zu den kulturellen Angeboten unseres Vereins.

Die immer kürzer werdende Arbeitszeit und der damit verbundene größere Stellenwert der Freizeitgestaltung wird in Zukunft an alle sporttreibenden Vereine größere Anforderungen stellen. Wir haben uns dieser Notwendigkeit angepasst und bieten vom „Mutter- und Kind-Turnen" über das Kleinkinderturnen bis hin zu der Betreuung schulpflichtiger Kinder und Jugendlicher so  wie der Erwachsenen in 14 Abteilungen Sport in seiner ganzen Breite an.

Wir werden damit unserer satzungsgemäßen Aufgabe gerecht, die bei uns geförderten Sportarten zu betreuen, die Interessen unserer Mitglieder zu unterstützen und die Jugend im Sinne der olympischen Idee zu erziehen.

Wir sind stolz auf das in der Vergangenheit Erreichte und hoffen, auch in Zukunft die an uns gestellten Aufgaben im Interesse unserer Mitglieder lösen zu können.

Google Maps inaktiv

Aufgrund Ihrer Cookie-Einstellungen kann dieses Modul nicht geladen werden.
Wenn Sie dieses Modul sehen möchten, passen Sie bitte Ihre Cookie-Einstellungen entsprechend an.